RTL Group | Hamburg, 19.07.2022

Ein Jahr nach der Flut: So hilft die Stiftung Stern

Catrin Boldebuck (Stiftung Stern) und Lucas Bornschlegl („Die Ahrche“)

Themenbereich: Gesellschaft
Land: Deutschland
Kategorie: Spenden

Die Stiftung Stern von RTL Deutschland unterstützt in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz Betroffene der Flutkatastrophe im Juli 2021 und fördert Wiederaufbauprojekte. Im Interview zieht Catrin Boldebuck von der Stiftung Stern eine Bilanz über die Hilfsaktionen der Stiftung. Die Stiftung hatte nach der Flut insgesamt 740.000 Euro Spendengelder eingesammelt.

Das Ausmaß des Hochwassers in Teilen Westdeutschlands im Juli 2021 war gigantisch – die Hilfsbereitschaft zum Glück auch. Die Stiftung Stern  von RTL Deutschland unterstützt in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz Projekte beim Wiederaufbau. Das Hamburger Intranet „Greenport“ sprach mit Catrin Boldebuck von der Stiftung Stern über die Hilfsaktionen:

Wie viele Spenden wurden nach der Flutkatastrophe bei der Stiftung Stern gesammelt?

740.000 Euro gingen in den Tagen und Wochen nach der Flut für Opfer bei der Stiftung Stern ein – auch mit Unterstützung von Gruner + Jahr durch den Verkauf des „Stern“-Sonderhefts „Flut“. Das ist eine große Summe und zeigt die enorme Hilfsbereitschaft, die die Katastrophe in der Öffentlichkeit ausgelöst hat.

Wofür wurden die Gelder verwendet?

Unmittelbar nach der Katastrophe wurde das Geld vor allem an Organisationen ausgezahlt, die für das Überleben von Betroffenen sorgten, zum Beispiel Suppenküchen. Wichtig war es, schnell und unbürokratisch zu helfen. So wurden 5.000 Euro an Lucas Bornschlegl ausgezahlt. Der 30-Jährige war mit der Freiwilligen Feuerwehr im Ahrtal im Einsatz und baute mit Helfern und Anwohnern auf dem Gelände eines ehemaligen Campingplatzes in Ahrweiler nach und nach ein ganzes Camp mit Hilfsangeboten für Flutopfer auf. Bis zu 1.200 Mahlzeiten gaben sie dort täglich aus. Gemeinsam gründeten sie einen Verein: die Ahrche.

Welche langfristigen Projekte unterstützt die Stiftung Stern, um den Menschen auch ein Jahr nach der Katastrophe zu helfen?

Neben der kurzfristigen Hilfe für Menschen in Not wurden die Spenden für die Flutopfer auch genutzt, um so schnell wie möglich beim Wiederaufbau zu helfen: In Wuppertal war das Dach des Jugendwohnheims der Sozialtherapeutischen Kinder- und Jugendarbeit e.V. eingestürzt. Auch der Lebenshilfe in Sinzig, wo zwölf Menschen mit Behinderung durch die Flut starben, wird mit Spenden geholfen. Das Kloster Calvarienberg wurde zur provisorischen Unterkunft für Kita- und Schulkinder umfunktioniert. Eine Gruppe von Geflüchteten hilft seit Monaten im Ahrtal und wird dabei ebenfalls von der Stiftung Stern unterstützt, die „Syrischen Freiwilligen in Deutschland“. Darüber hinaus fördert die Stiftung Projekte, die den Betroffenen in all der Verwüstung ein Stück Alltag und Hoffnung bieten, beispielsweise eine provisorische Turnhalle für Schul– und Vereinssport, denn viele Sportstätten sind nach wie vor zerstört. Viele Kinder und Jugendliche sind durch die Flut traumatisiert. Bei starkem Regen haben sie wieder die Bilder von der Flut vor Augen. Die Stiftung Stern unterstützt mobile Jugendzentren in Bau- und Zirkuswagen, die von Sozialpädagogen betreut werden, und Ferien-Freizeiten. Damit die Kinder und Jugendlichen Orte haben, wo sie sich sicher fühlen und auf die sie sich freuen können.

Nach welchen Kriterien werden Spenden an Projekte oder Organisationen ausgezahlt?

Nicht alle Spenden wurden sofort 2021 ausgezahlt, denn die Stiftung Stern prüft sorgfältig ihre Partner vor Ort: Was leistet der Staat? Wo kommen Versicherungen für den Schaden auf? Und wo kann die Stiftung helfen? Dabei unterstützt die Stiftung Stern ausschließlich gemeinnützige Organisationen und keine Einzelpersonen. Ein langfristiges Projekt startet zum Beispiel nach den Sommerferien im August in Eschweiler. Getroffen hat es eine der ärmsten Kommunen Deutschlands. Auch dort sind viele Kinder und Jugendliche traumatisiert, doch die Mittel der Stadt reichen bei weitem nicht aus, um sie zu unterstützen. Die Stiftung Stern fördert daher die Stelle einer Schulpsychologin für die nächsten drei Jahre.

Ist die Unterstützung der Flutopfer jetzt beendet?

Nein, es wird noch Jahre brauchen, bis Brücken und Häuser wieder stehen, und die Menschen in den Flutgebieten werden noch lange unter den seelischen Folgen leiden. Weitere Unterstützung ist da herzlich willkommen.