Die Superstars: Verdi und Puccini
Sind zunächst Rossini, Donizetti und Bellini (mit Verdi und Puccini "die großen Fünf") die wichtigsten Komponisten in Ricordis Portfolio, neben seinerzeit populären Komponisten wie Vaccaj und Mercadante, wird ab 1839 mit dem Eintritt Giuseppe Verdis in die Opernwelt ein neues Kapitel in der Geschichte der Oper und der des Verlags aufgeschlagen. Die „Ära Verdi“ erstreckt sich über die Zeit von Giovanni bis zur Zeit von Giulio Ricordi, und sie ist sicherlich der bedeutendste Teil der Geschichte des Verlags. Das Archiv verfügt über 23 seiner 28 Opern als Autografe, über Libretti, Briefe, Kostüm- und Bühnenbildentwürfe zahlreicher Uraufführungen und die fast lückenlose Dokumentation der Vertragsabschlüsse.
Auch Puccinis Karriere ist untrennbar mit dem Haus Ricordi verbunden. Im Archiv sind seine Opern ausgezeichnet dokumentiert. Es enthält die Autografe sämtlicher Opern (mit Ausnahme von La Rondine), sämtliche Libretti, Bühnenbildentwürfe und Figurinen für die Uraufführungen der Opern La Bohème, Tosca, Manon Lescaut, Madama Butterfly und Turandot.
Für beide Komponisten war Ricordi nicht bloß die Firma, die ihre Werke verlegte, sondern eine Art musikalischer Heimat. Giulio Ricordi, genialer Verleger-Impressario und ab 1888 Geschäftsführer des Verlags, galt als "Königsmacher" im italienischen Musikbetrieb. Hatte er sich einmal für einen Autor entschieden, kümmerte er sich aufopferungsvoll um ihn, und so war er nicht bloß Verleger, sondern viel mehr Manager und Freund, sowohl für den zu der Zeit alternden Verdi als auch für den neuen Superstar am Opernhimmel, Puccini.