Eine kleine Geschichte Ricordi-Archivs
Die Gründung des Archivio Storico Ricordi steht in enger Verbindung mit dem Kerngeschäft des Firmengründers Giovanni Ricordi (1785-1853): der Vermarktung von Musikrechten, in diesem Fall an maßgeblichen Werken der klassischen Musik. Durch systematische Akquisition und Sammlung von Notenhandschriften sicherte der Mailänder Unternehmer seinem Verlag die exklusiven Nutzungs- und Verwertungsrechte nahezu aller bedeutenden italienischen Opernkomponisten.
Bereits acht Jahre nach der Gründung der Casa Ricordi listete der Katalog 800 Kompositionen auf. Durch den Zukauf wertvoller Titelsammlungen anderer Verlage (z. B. Lucca) und den Erwerb von Theaterarchiven wurde dieser Bestand im Laufe des 19. Jahrhunderts erheblich erweitert und durch künstlerisch hochwertige Drucke bzw. Skizzen von bedeutenden Bühnenbildnern ergänzt.
Mit seinen vielfältigen Beständen gibt das Archiv wie kein anderes Aufschluss über Geschichte und Ästhetik der Oper im 19. und 20. Jahrhundert: über die „Blütezeit“ der italienischen Oper im 19. Jahrhundert, von etwa 1830 bis 1910, die Zeit des Umbruchs im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts und die folgenden Jahrzehnte bis 1945, die Nachkriegszeit mit ihren bedeutenden Neuerungen des Genres Oper in Italien.
Somit lässt sich anhand des Archivs die Entstehungsgeschichte der italienischen Oper des 19. und frühen 20. Jahrhunderts nahezu lückenlos rekonstruieren.
Angesichts der bedeutenden Druckerei, die u.a. bis in die 1920er Jahre eine höchst innovative Werbegrafik hervorbrachte, sowie der Entwicklung weiterer Tätigkeitsfelder, wie etwa der Musikpädagogik, ist die Ricordi-Geschichte auch im europäischen Kontext einzigartig.
Entstanden als Unternehmensarchiv, dokumentiert und illustriert das Archivio Storico Ricordi die Veränderungen, denen der Verlag Ricordi, der bis 1994 als eigenständiges Unternehmen bestand, unterworfen war, sowie die Entwicklungen des nationalen und internationalen Musikbetriebs im Kontext der europäischen Geschichte.
Im Archivio Storico Ricordi liegen heute nicht nur die Originalpartituren von zahlreichen Opern und weiteren bedeutenden Kompositionen, sondern auch sämtliche dazugehörigen Korrespondenzen mit Komponisten und Librettisten, Kostümzeichnungen, Abbildungen von Bühnenbildern, Fotos und Dokumente zur Unternehmensgeschichte – insgesamt mehr als 100.000 Archivalien.
Katalog
Die Geschichte der Casa Ricordi und des Archivio Storico wird ausführlich im 2013 erschienenen Katalog "Eine Kathedrale der Musik" behandelt.
Detailinformationen zur Arbeit des Archivs heute erhalten Sie auf der Website des Archivio Storico Ricordi (Website auf Englisch und Italienisch)