Das Archivio Storico Ricordi - Ein Bertelsmann Projekt
Falstaff im Archivio Storico Ricordi
Giuseppe Verdi, Otello, Autograf der Partitur, 1887
Giuseppe Verdis Aida, neue Produktion in der Scala, 1904. Requisiten. Schmuckdesign von Attilio Comelli
Originaleinbände der autografen Partituren Verdis
Nationalbibliothek Braidense in der Mailänder Innenstadt, Sitz des Archivio Storico Ricordi
Im Jahre 1808 gründet Giovanni Ricordi in Mailand einen Musikverlag, der die Kulturgeschichte Italiens und Europas im 19. und 20. Jahrhundert maßgeblich prägen wird: Casa Ricordi, der Verlag, in dem u.a. die Werke der „großen fünf“ Komponisten der italienischen Oper — Gioachino Rossini, Gaetano Donizetti, Vincenzo Bellini, Giuseppe Verdi und Giacomo Puccini — erscheinen. Von Beginn an werden alle Unternehmensdokumente akribisch archiviert. Inzwischen ist das ehemalige Wirtschaftsarchiv des Verlags Casa Ricordi, der 1994 von Bertelsmann übernommen wurde, zu einem historischen Archiv geworden: dem Archivio Storico Ricordi, einer der weltweit bedeutendsten Musiksammlungen in privater Hand, die sich heute in der Biblioteca Nazionale Braidense in Mailand befindet.
2006 veräußerte Bertelsmann sein damaliges Musikrechtegeschäft an Universal. Alle Rechte an der Marke Ricordi sowie das berühmte Verlagsarchiv verblieben jedoch im Besitz von Bertelsmann. Es wird seither als eigenständige rechtliche Einheit unter dem Namen „Ricordi & C.“ mit Sitz in Mailand geführt. Die Einnahmen von Ricordi & C. fließen vollständig in die Erschließung und die nachhaltige Sicherung des Archivs. Das Archivio steht unter dem besonderen Schutz des italienischen Kulturministeriums. Als nationales Kulturerbe muss das Archivio Storico Ricordi in Italien verbleiben.
Nachdem das Archiv über Jahrzehnte fester Bestandteil des Unternehmens Casa Ricordi gewesen ist und vorrangig ökonomischen Zwecken gedient hat — etwa der Herausgabe sogenannter kritischer Editionen — wird in jüngerer Zeit die Transformation in ein historisches Forschungsarchiv vorangetrieben. Ziel ist es, das Archivio Storico Ricordi sowohl national als auch international zu einem „Best-Practice-Case“ im Hinblick auf die Vermittlung kulturhistorischer Archivbestände im digitalen Zeitalter zu entwickeln und die einzigartigen Ressourcen nicht nur der Wissenschaft, sondern einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Die hier liegenden Originalpartituren von zahlreichen Opern des 19. Und frühen 20. Jahrhunderts sowie viele weitere Kompositionen gehören zu den Highlights der europäischen Musikgeschichte. Der Name Ricordi steht heute vor allem für 200 Jahre italienische Opern- und Musikgeschichte. Von Giuseppe Verdis Aida über Giacomo Puccinis Madama Butterfly bis hin zu Luigi Nonos Prometeo — das Ricordi-Archiv ist wahrlich eine „Kathedrale der Musik“ (Luciano Berio).
Bertelsmann ist sich der großen Verantwortung bewusst, die der Besitz dieses einzigartigen Kulturgutes mit sich bringt, und pflegt die mit dem Namen Ricordi verbundene Tradition weiter.
Bertelsmann und Ricordi
1808/1835
Gründung der Casa Ricordi (1808) und des Bertelsmann Verlags (1835).
Die beiden Verlagshäuser weisen seit Anbeginn viele Parallelen auf: beide Firmengründer (Giovanni Ricordi, 1785 - 1853) und Carl Bertelsmann (1791 - 1850) waren nicht nur Zeitgenossen, sondern übten dieselben Berufe aus: zunächst Drucker, dann Verleger. Beide Firmen basieren auf partnerschaftlicher Unternehmenskultur und sind geprägt durch die jeweiligen Eigentümerfamilien. Beide expandierten im 20. Jahrhundert stark; diese internationale Expansion ist es, die die beiden Häuser schließlich zusammenbringt.
1994
Verkauf der Casa Ricordi an die Bertelsmann Music Group (BMG). Die strategischen Aktivitäten der BMG richten sich vor allem auf das profitable Musikverlagsgeschäft sowie auf das umsatzstarke Tonträgergeschäft, das mit den BMG-Labels (BMG Ariola Italien) zusammengeführt wird.
2004
Das Label Ricordi wird in die Fusion der einstigen Bertelsmann Music Group mit Sony zu SonyBMG eingebracht.
2006
Bertelsmann verkauft den Ricordi-Verlag im Zuge der Trennung vom traditionellen Musikrechte- geschäft an die Universal Publishing Music Group. Der Musikrechtekatalog von Ricordi wird bis heute von der Vivendi-Tochter Universal Music Publishing Group als eigenständiges Verlagsgeschäft geführt.
2008 - 1
Im August 2008 zieht sich Bertelsmann schließlich ganz aus dem Tonträgergeschäft zurück – das Label Ricordi bleibt bei Sony.
Alle Rechte an der Marke Ricordi sowie das berühmte Verlagsarchiv verbleiben jedoch im Besitz von Bertelsmann.
Die Einnahmen des eigenständigen Tochter- unternehmens Ricordi & C. fließen seitdem vollständig in die Erschließung und die nachhaltige Sicherung des Archivs.
2008 - 2
Wanderausstellung "That's Opera" zum 200-jährigen Bestehen der Casa Ricordi. Begleitend erscheint ein Katalog in dem zu Random House gehörenden Prestel-Verlag.
2011
Eine Projektgruppe von Bertelsmann beginnt Ihre Arbeit an einem Konzept zur Erschließung und langfristigen Sicherung der Archivalien. Mitarbeiter des Bertelsmann-Unternehmensarchivs in Gütersloh und das Ricordi-Team in Mailand arbeiten seitdem gemeinsam an der kontinuierlichen Restaurierung und Digitalisierung des Archivs.
2013
"Unternehmen Oper - Verdi. Boito. Ricordi". Die Internationale Wanderausstellung anläßlich des 200. Geburtstags Giuseppe Verdis zeichnet die Entstehungsgeschichte der späten Meisterwerke Otello und Falstaff anhand vieler Originaldokumente nach.