Die UFA Filmnächte 2017

An vier Nächten im August verwandelten Bertelsmann und die UFA die Museumsinsel ins schönste Open-Air-Kino Berlins.

Produzent und UFA-CEO Nico Hofmann, Schauspielerin und Filmpatin Maria Furtwängler, UFA-CEO Wolf Bauer und Bertelsmann-Vorstandsvorsitzender Thomas Rabe (v.l.)
Nicola Lubitsch, Tochter des deutsch-amerikanischen Filmpioniers Ernst Lubitsch, mit Regisseur Wim Wenders.
Maria Furtwängler führte in den Auftaktfilm "Die Liebe der Jeanne Ney" ein.
Schauspieler Oliver Wnuk beim Empfang in der Repräsentanz
Das UFA Brass-Orchester der Deutschen Oper Berlin begleitete das expressionistische Drama "Der Letzte Mann" zu einem neuen Arrangement von Manfred Honetschläger
"Der Letzte Mann"
DJ Jeff Mills live.
Die DJ-Legende...
... hatte sichtlich Spaß an der musikalischen Untermalung von...
..."Metropolis"
Schauspielerin Katharina Wackernagel stellt "Metropolis" vor.
Schauspieler Franz Dinda führte in "Der Medicus" ein, den ersten Tonfilm in der Geschichte der UFA Filmächte.
Der Film wurde begleitet vom Neuen Kammerorchester Potsdam unter der Leitung von Ud Joffe.

Die Reise zurück zu den Wurzeln des modernen Kinos hat nichts von ihrer Faszination verloren. Das zeigte die Resonanz zu den siebten UFA Filmnächten in Berlin. Jeweils mehr als 800 Kultur- und Filmfreunde fanden sich an vier Abenden im August auf der Museumsinsel inmitten der deutschen Hauptstadt ein, um einen der diesjährig von Bertelsmann und der UFA präsentierten Filme zu sehen. Die Veranstaltung, die längst zu den Höhepunkten des Berliner Kultursommers zählt, erhielt durch das 100-jährige Jubiläum der UFA als führender Filmproduktionsgesellschaft in Deutschland nun noch einmal einen besonderen Stellenwert.

Weltpremiere zum Auftakt

Unter freiem Himmel, vor der stimmungsvoll beleuchteten Kulisse des Kolonnadenhofs, erwartete das Publikum ein Meisterwerk des Regisseurs Georg Wilhelm Pabst aus dem Jahr 1927: „Die Liebe der Jeanne Ney“ erzählt, basierend auf Ilja Ehrenburgs gleichnamigem Roman, die Odyssee einer jungen Frau in den Nachwirren der Russischen Oktoberrevolution von 1917. Erstmals bekamen die Zuschauer die Mischung aus Politthriller und Melodram in der digitalisierten und rekonstruierten Fassung zu sehen. Das WDR Funkhausorchester Köln unter der Leitung von Frank Strobel sorgte live vor Ort für die passende musikalische Untermalung der mehr als anderthalbstündigen Weltpremiere. Vor dem Start des Filmprogramms hatten Bertelsmann und die UFA rund 350 Gäste zum traditionellen Empfang in der Bertelsmann-Repräsentanz Unter den Linden 1 willkommen geheißen. Die Gastgeber konnten dabei zahlreiche prominente Schauspieler, Kulturschaffende und Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft begrüßen. Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, sagte: „Die UFA Filmnächte finden nun bereits zum siebten Mal in Berlin statt und haben sich inzwischen sogar zu einem internationalen Format entwickelt. Das zeigt, wie sehr Stummfilme selbst nach einem Jahrhundert noch Menschen in aller Welt faszinieren und inspirieren. Mit den UFA Filmnächten wollen wir diese Kunstform lebendig halten und zugleich für den Schutz des deutschen Filmerbes eintreten.“
Auch Starregisseur Wim Wenders, einer der prominenten Gäste des Abends, machte aus seiner Sympathie für den Stummfilm keinen Hehl: „Dort hat das heutige Kino seinen Ursprung genommen. Zu sehen, wie das alles gelernt wurde und wer die Menschen waren, die sich das ausgedacht haben, ist sehr aufregend. Ich selbst habe sogar noch mit ein paar Akteuren zusammenarbeiten können, die dabei gewesen sind.“
Schauspielerin Maria Furtwängler, die an diesem ersten Abend als Filmpatin fungierte und eine Einführung zu „Die Liebe der Jeanne Ney“ gab, zeigte sich begeistert: „Es ist für mich eine große Ehre und Freude, den Auftakt der UFA Filmnächte präsentieren zu dürfen. Die Macher von Stummfilmen mussten sich ganz auf die Kraft der Bilder verlassen, und ich denke, dass das einen Großteil der Faszination ausmacht, mit der wir die Werke heute erleben. Wir entdecken darin eine Bildsprache, nach der wir uns in der heutigen, flüchtigen Zeit vielleicht sogar sehnen.“
Neben Furtwängler befanden sich weitere Schauspieler unter den Gästen, darunter Oliver Wnuk, Inka Friedrich und Lisa Martinek. Zwei Gäste wiesen eine ganz spezielle Verbindung zum Thema Stummfilm auf: Nicola Lubitsch, einziges Kind des berühmten deutsch-amerikanischen Filmpioniers Ernst Lubitsch, sowie Christoph Kunheim, Sohn der Schauspielerin Brigitte Helm, die als Maria eine Hauptrolle in „Metropolis“ gespielt hatte. Für Nicola Lubitsch war es ein besonderer Abend, wie sie verriet: „In diesem Jahr ist der 70. Todestag meines Vaters. Es ist wichtig, dass die Filme aus dieser Zeit erhalten werden, auch dank solcher Veranstaltungen. Ich finde es großartig, was Bertelsmann und die UFA hier aufgebaut haben.“

Mit der Vorführung von „Der letzte Mann“ wurden die UFA Filmnächte fortgesetzt. Das Werk des Regisseurs Friedrich Wilhelm Murnau von 1924 schildert den gesellschaftlichen Auf- und Abstieg im Leben eines alternden Portiers, den mit Emil Jannings der vermutlich brillanteste Schauspieler dieser Zeit verkörpert. Für den musikalischen Rahmen zeichnet die UFA Brass der Deutschen Oper Berlin unter Leitung von Manfred Honetschläger verantwortlich. Den Film stellte der Schauspieler Tom Schilling als Pate vor.

DJ-Legende vertont Weltdokumentenerbe im Weltkulturerbe: Jeff Mills und Metropolis

Der dritte Abend war für viele Besucher das Highlight der diesjährigen Filmnächte und schon lange im Vorfeld komplett ausverkauft, denn diesmal pilgerten nicht nur Stummfilmfans zur Museumsinsel, sondern auch viele Anhänger der elektronischen Musik, um eine Legende der Szene live zu sehen und zu hören: Jeff Mills vertonte „Metropolis“, eine der einflussreichsten und zugleich teuersten Produktionen der alten Ufa. Die von Regisseur Fritz Lang inszenierte Geschichte über den Konflikt zwischen einer Industrieelite und einer unterdrückten Arbeiterklasse in einem Zukunftsszenario gilt als „Mutter aller Science-Fiction-Filme“. Das von 1925 bis 1926 produzierte Werk beeindruckt durch monumentale Bilderwelten und verblüffende Spezialeffekte. 2001 nahm die Unesco „Metropolis“ als ersten Film überhaupt in ihr Weltdokumentenerbe auf. Durch die Entdeckung von bis dahin verschollen geglaubten Filmmaterials in einem Umfang von rund 30 Minuten im Jahr 2011 konnte „Metropolis“ vollständig restauriert werden. Jeff Mills, einer der bedeutendsten Vertreter des Techno, genannt „The Wizard“, lieferte mit seiner eigens für diesen Abend modifizierten Komposition den perfekten Soundtrack. Eine Einführung in den Film gab die Schauspielerin Katharina Wackernagel.

Anders als in den Jahren zuvor, endenten die Filmnächte dieses Mal nicht nach drei Abenden, sondern gingen in die Verlängerung. Die Organisatoren haben den UFA-Geburtstag zum Anlass genommen, um erstmals einen zeitgenössischen Kinofilm aus dem Haus der Produktionsgesellschaft zu zeigen. Zum Abschluss lief daher „Der Medicus“ auf der Leinwand. Philipp Stölzls Verfilmung von Noah Gordons internationalem Bestseller mit Starbesetzung aus dem Jahr 2013 war zum ersten Mal mit Live-Musik zu erleben. Während Atmosphäre und Dialoge auf der Tonspur blieben, kam die Musik vom Neuen Kammerorchester Potsdam. Den Film stellte Franz Dinda vor, der bei „Der Medicus“ selbst vor der Kamera gestanden hatte.