Sehr gutes Jahr für Super RTL
„Wir sind richtig zufrieden.“ Super-RTL-Geschäftsführer Claude Schmit ist sichtlich entspannt, als er am Dienstagabend in seinem Kölner Haus mit einer kleinen Runde von Fachjournalisten über die aktuelle Situation und die Pläne des deutschen Marktführers im Kinderfernsehen spricht. Schmit hat auch allen Grund zur Freude. Im bisherigen Jahresverlauf konnte Super RTL seinen Marktanteil bei den drei- bis 13-jährigen Kindern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 19,1 auf 20,7 Prozent steigern und sich wieder als deutscher Marktführer vor dem öffentlich-rechtlichen Kika platzieren. Die privaten Wettbewerber Disney Channel und Nickelodeon folgen mit weitem Abstand von 9,6 beziehungsweise 8 Prozent Marktanteil. Rechnet man den erst im Juni gestarteten, zeitversetzten Sender Toggo Plus hinzu, kommt der Sender sogar auf 21,1 Prozent. Mittlerweile erreicht Toggo Plus einen monatlichen Marktanteil von etwa 1,2 Prozent.
Stärker als Disney und Nickelodeon zusammen
„Wir sind stärker als Disney Channel und Nickelodeon zusammen, dabei sind das weltweit die beiden Marktführer im Kinderfernsehen“, stellt Schmit, dienstältester Senderchef des Landes, stolz fest. Begleitet wird er an diesem Abend von seinen Geschäftsleitungskollegen Carsten Göttel (Programm), Sabine Kreft (Kommunikation), Steffen Schwarz (Finanzen) und Jörg Nommensen (Sales & Marketing) sowie der Leiterin der Medienforschung des Senders, Birgit Guth. Mit der aktuellen Entwicklung betrachtet Claude Schmit die wirtschaftlichen Folgen, die der Start des Disney Channel 2014 für Super RTL nach sich zog, endgültig als überwunden. „Die Disney-Delle haben wir gespürt“, sagt Schmit am Dienstagabend. Er erwartet, dass der Sender innerhalb der kommenden zwei bis drei Jahre auch wieder Zuschauermarktanteile in der Höhe vor Eintritt des Disney Channel in den deutschen Markt erreichen wird.
Nicht nur die Marktanteile, auch die wirtschaftlichen Kennzahlen des Senders können sich sehen lassen. Beim Bruttoumsatz, so Claude Schmit, werde Super RTL in diesem Jahr wohl mehr als 300 Millionen Euro erreichen. Der Sender vereint rund die Hälfte des deutschen Kinder-TV-Werbemarktes auf sich. Dank Umsatzsteigerung und Kostenreduzierungen erwartet der Geschäftsführer eine Zunahme beim Nettoergebnis von rund zehn Prozent. Damit würde die Umsatzrendite dann „deutlich über 20 Prozent und nicht weit unter der der gesamten Mediengruppe RTL“ liegen. Das gute Ergebnis wird sich weiter verbessern, ist sich Schmit sicher, da man große Kostenblöcke aus dem Vertrag mit dem US-Studio Dreamworks vorgezogen habe und in den kommenden Jahren dementsprechend mit einem höheren Reingewinn rechnen könne. Für Super RTL ist das Hollywood-Studio der wichtigste Partner überhaupt. Der Sender zeigt nicht nur exklusiv die Dreamworks-Animationsserien, er ist auch Merchandising-Lizenzagentur für die US-Amerikaner im deutschsprachigen Raum.
Die Kassen von Super RTL, das betont Senderchef Schmit mehrmals, seien gut gefüllt. Investiert werden soll zum einen natürlich in neues Programm. Programmdirektor Carsten Göttel zeigt den Journalisten Trailer zu zwei neuen Dreamworks-Serien: „Trollhunters“ von Hollywood Regisseur Guillermo Del Toro und „Spirit“, die Serien-Fortsetzung des Oscar-nominierten Kinofilms. Dazu kündigte er die Neuauflage eines Super-RTL-Klassikers an: der Spielshow „Super Toy Club“, inklusive des „Toy Race“, bei dem die Gewinner in einem Spielzeugladen einen Einkaufswagen dreieinhalb Minuten lang mit Spielzeug vollpacken und dieses anschließend behalten dürfen.
Grizzy und die Lemminge
Große Erwartungen setzt Carsten Göttel auch in die Serie „Grizzy und die Lemminge“ des Animationsspezialisten Studio Hari, ein Format, das ähnlich Klassikern wie „Tom & Jerry“, gänzlich ohne Sprache auskommt. Und dann konnten Claude Schmit und Carsten Göttel auch noch einen ganz besonderen Programm-Coup vermelden, der zeigt, wie stark die Position von Super RTL im deutschen Markt ist. Der Sender wird das Nickelodeon-Vorschulformat „Paw Patrol“ zeigen, eines der erfolgreichsten Nick-Formate weltweit, und er kümmert sich auch um das Merchandising-Geschäft im deutschsprachigen Raum.
Neben neuen Formaten will Super RTL seine gut gefüllten Kassen nutzen, um den Ausbau seiner Digitalaktivitäten voranzutreiben. Zwar gebe es momentan keinerlei Anzeichen für eine nachlassende Begeisterung der Kinder fürs Fernsehen, erklärt Claude Schmit, aber der Sender möchte gewappnet sein. Wie Super RTL sein Engagement in der digitalen Welt konkret ausbauen will, dazu sagte Claude Schmit nichts; hier sei der Sender noch voll in der Findungsphase. Auf jeden Fall aber werde das eigene Video-on-Demand-Portal Kividoo weiter ausgebaut.
Kinder wollen einfach mal abschalten
Wie Birgit Guth ausführte, verbringt die Zielgruppe der drei- bis 13-jährigen Kinder aktuell im Schnitt 82 Minuten täglich vor dem Fernseher. „Diese Zahl hat sich in den vergangenen Jahren nur geringfügig verändert“, so die Expertin für Mediennutzung. Das lineare Kinderfernsehen strukturiere den Tag, schaffe ein Gemeinschaftsgefühl und ziehe die Kinder in seinen Bann. Es sorge für Entspannung, gebe den Kindern die Gelegenheit, einfach mal abzuschalten, ein Effekt, der heute von vielen Eltern ausdrücklich gewünscht werde. Während also die Begeisterung der Kinder für das lineare Fernsehen ungebrochen scheint, spielt ein anderer demografischer Aspekt Super RTL voll in die Karten. Die Zahl der Mütter, die den 1995 gegründeten Sender aus ihrer eigenen Kindheit kennen und mögen, wächst kontinuierlich. Sind es aktuell 48 Prozent der Mütter, werden 2020 schon 65 Prozent der Mütter sein. „Diese Mütter sind entspannt gegenüber dem Thema Werbung im Kinderfernsehen und der Meinung ‚Hat mir auch nicht geschadet‘“, sagt Birgit Guth.
Viele Gründe also für Claude Schmit und sein Team, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Der Geschäftsführer rechnet damit, das Super RTL in den kommenden Jahren seine Marktführerschaft im deutschen Kinderfernsehen halten und sogar ausbauen wird und dass das Merchandising-Geschäft an Bedeutung weiter zunehmen wird. Er ist sich sicher: „Beim Programm- und beim Merchandising-Geschäft kommen schöne Zeiten auf uns zu.“