News | Gütersloh, 10.04.2025

„KI ist größer als alles, was unser Land in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat“

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst zu Gast beim „Bertelsmann Forum“ im Gütersloher Corporate Center.

V. l.: Christoph Mohn (Aufsichtsratsvorsitzender von Bertelsmann), Liz Mohn (Stifterin und Vorsitzende des Vorstandes der Liz Mohn Stiftung und Gesellschafterin der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft), Hendrik Wüst (Ministerpräsident des Landes NRW), Thomas Rabe (Vorstandvorsitzender von Bertelsmann) und Pinar Atalay (Moderatorin).

Nordrhein-Westfalen will führendes Bundesland bei der Entwicklung und beim Einsatz künstlicher Intelligenz werden – und ist nach Einschätzung seines Ministerpräsidenten auf dem besten Weg dorthin. Das erklärte Hendrik Wüst gestern Abend beim jüngsten „Bertelsmann Forum“ im Gütersloher Corporate Center. Er war auf Einladung des Bertelsmann-Vorstandsvorsitzenden Thomas Rabe nach Gütersloh gekommen, um dort über das Thema „Chancen nutzen, Vorreiter werden – Nordrhein-Westfalen auf dem Weg von der Kohle zur KI“ zu sprechen. Ein Thema also, dass auch für Bertelsmann unmittelbare Relevanz hat, schließlich beschäftigt der Konzern allein in diesem Bundesland fast 19.000 Menschen. Die größten Standorte sind Gütersloh mit der Region Ostwestfalen und Köln als Sitz von RTL Deutschland. Anlässlich seines Besuches ging Hendrik Wüst auch immer wieder auf aktuelle Ereignisse ein – wie den am selben Tag geschlossenen Koalitionsvertrag in Berlin oder das vorläufige Aussetzen der US-Zölle unter anderem für die EU-Staaten in Washington.

Mehr als 300 Gäste folgten den Ausführungen des gut gelaunten Ministerpräsidenten sowie die anschließende, ebenso lockere Diskussion mit RTL-Moderatorin Pinar Atalay. Dazu zählten neben Liz Mohn und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Christoph Mohn sowie dem Gastgeber Thomas Rabe die Bertelsmann-Vorstände Immanuel Hermreck und Carsten Coesfeld, der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Hannes Ametsreiter, zahlreiche Bertelsmann-Führungskräfte und -Mitarbeitende, der Gütersloher Bürgermeister Matthias Trepper sowie Vertreterinnen und Vertreter von Bundes- und Landespolitik und hochrangige Führungskräfte von Unternehmen, Organisationen und Initiativen aus der Region. Es war die inzwischen schon 161. Ausgabe der gesellschaftspolitischen Vortragsreihe „Bertelsmann Forum“. Sie wird verantwortet und organisiert von der Bertelsmann-Unternehmenskommunikation unter Leitung von Karin Schlautmann.

„Wir wollen mit NRW zur führenden Region werden“

„Künstliche Intelligenz ist größer als alles, was unser Land in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat“, brachte Hendrik Wüst zu Beginn seiner Ausführungen das Thema des Abends auf den Punkt. „Wir leben in einer Welt, in der sich Veränderungen in rasender Geschwindigkeit abspielen. Hier wollen und müssen wir Schritt halten, und mit NRW wollen wir zur führenden Region in Deutschland werden“, forderte der NRW-Ministerpräsident und gab im Folgenden einen Überblick über das, was sein Bundesland in den vergangenen Jahren, aber gerade auch in jüngster Zeit schon erreicht hat. So sei zum Beispiel in Jülich mit „Jupiter“ der schnellste Rechner „mindestens Europas, wenn nicht der Welt“, so Wüst, installiert worden, der nun allen interessierten Forschenden frei zugänglich sei. Damit setze man – auch in Zusammenarbeit mit den benachbarten Benelux-Ländern – technologische Maßstäbe in Europa und mache sich unabhängiger von den USA und von Asien. Und dass Nordrhein-Westfalen eine attraktive Region für Zukunftstechnologien sei, zeige sich darüber hinaus daran, dass etwa Microsoft drei Milliarden Euro dort investiere, wo früher Braunkohle abgebaut wurde, und dies ohne Subventionen.

Als Gründe für diese Attraktivität nannte Hendrik Wüst unter anderem die – durch die Kohle- und Schwerindustrie begründete – leistungsfähige Energieversorgung, die „Forschungspower“ durch nahe gelegene Universitäten und die – anders als vielfach gemutmaßt – schnelle Verwaltung, die beispielsweise die Installation von Jupiter in zweieinhalb Jahren ermöglicht habe. „Wir können Wandel“, betonte Wüst, „wir müssen ihn aber aktiv betreiben und unsere Chancen jetzt nutzen, damit aus dem Wandel Großes entstehen kann.“ Dafür bedürfe es, und damit kam er zu einem weiteren zentralen Punkt seiner Ausführungen, neben einer Verankerung von KI-Kompetenzen in der Breite der Gesellschaft einer grundsätzlichen Offenheit und einer stärkeren Risikobereitschaft. Abgesehen von einer überbordenden Regulierung in vielen Feldern sei es nötig, dass die Menschen sich auch auf etwas Neues einließen und es akzeptierten, dass auf dem Weg in die Zukunft auch Fehler gemacht werden, dass einfach auch einmal etwas ausprobiert werden dürfe, um Fortschritt zu ermöglichen. „Ich werbe für einen entsprechenden gesellschaftlichen Diskurs“, erklärte Hendrik Wüst. Insgesamt herrschten in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen die besten Voraussetzungen für zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg, befand Wüst.

Kooperationsprojekt zur Einsamkeit von jungen Menschen

Abschließend bedankte er sich noch einmal bei Liz Mohn, ihrer Liz Mohn Stiftung und der Bertelsmann Stiftung für das gemeinsame Kooperationsprojekt zur Bekämpfung der Einsamkeit bei jungen Menschen. „Einsamkeit ist die neue soziale Frage unserer Zeit. Sie wirkt sich nicht nur auf das Leben der Betroffenen negativ aus, sie schadet insbesondere auch dem gesellschaftlichen Zusammenhalt“, sagte Wüst, bevor Pinar Atalay das Wort ergriff und den Ministerpräsidenten zu aktuellen politischen Entwicklung auf nationaler und internationaler Ebene befragte. Dabei hob er insbesondere die erfolgreiche Zusammenarbeit innerhalb Europas hervor. Nordrhein-Westfalen werde seinen Beitrag dazu leisten, bekräftigte er.

Das „Bertelsmann Forum“ ist eine gesellschaftspolitische Vortragsreihe, die seit fünf Jahrzehnten fester Bestandteil der Standortkommunikation von Bertelsmann ist. Zahlreiche hochrangige Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Show-Business und Medien diskutierten bereits auf dem Podium über aktuelle gesellschaftspolitische Themen, darunter Tony Blair, Willy Brandt, Ignatz Bubis, Joschka Fischer, Saul Friedländer, Václav Klaus, Helmut Kohl, Ursula von der Leyen, Angela Merkel, Helmut Schmidt, Gerhard Schröder, Frank-Walter Steinmeier und Roger Willemsen.