Archivio Storico Ricordi stellt umfangreiche Fotosammlung zu italienischer Operngeschichte online
- Das zu Bertelsmann gehörende Archiv macht das Kulturerbe der berühmten Casa Ricordi damit in einem weiteren zentralen Bereich frei zugänglich
- Im Laufe des Jahres werden rund 6.000 Fotos aus zwei Jahrhunderten auf www.digitalarchivioricordi.com veröffentlicht
Mailand/Gütersloh, 18. Januar 2023 – Das zu Bertelsmann gehörende Ricordi-Archiv in Mailand erweitert seine frei zugängliche Datenbank www.digitalarchivioricordi.com
um eine umfangreiche Fotosammlung zur italienischen Operngeschichte. In Zusammenarbeit mit der renommierten Turiner Institution „CAMERA – Centro Italiano per la Fotografia“ werden zunächst rund tausend Fotografien in weboptimierter Auflösung online gestellt; die gesamte Fotosammlung des Archivio Storico Ricordi, bestehend aus rund 6.000 historischen Aufnahmen, soll bis zum Ende des Jahres vervollständigt werden.
Der Prozess der Digitalisierung des Archivs, der 2016 mit der digitalen Veröffentlichung von rund 13.500 historischen Kostümzeichnungen, Bühnenbildentwürfen und Portraits begann und in den Folgejahren um die umfangreiche Geschäftskorrespondenz sowie die Zeitschriftensammlung des Musikverlags Casa Ricordi erweitert wurde, erreicht mit der Veröffentlichung der Fotokollektion nun einen neuen Höhepunkt. Im Zuge dieses aufwändigen, wissenschaftlich begleiteten Prozesses werden nach und nach alle bedeutsamen Bestände in die frei zugängliche Collezione Digitale des Archivio Storico Ricordi überführt und damit für ein breites Publikum geöffnet.
Karin Schlautmann, Leiterin der Bertelsmann-Unternehmenskommunikation, sagt: „Die Veröffentlichung der Fotokollektion ist ein weiterer Meilenstein für das Archivio Storico Ricordi. Als Eigentümerin des Archivs sieht sich Bertelsmann in der Verantwortung, die darin verwahrten Dokumente nicht nur bestmöglich zu erhalten, sondern zugleich allen musikinteressierten Menschen weltweit zugänglich zu machen. Wir sind inzwischen weit vorangekommen mit der Digitalisierung der Bestände und freuen uns darüber, dass mit der Collezione Digitale inzwischen eine echte Schatzgrube für die Wissenschaft und Musikliebhaber:innen aus aller Welt entstanden ist.“
Der visionäre Verleger Giulio Ricordi (1840–1912), der zusätzlich zu seinem außerordentlichen Gespür für musikalische Trends auch in Bereichen wie Druckgrafik, Design und Werbung innovativ war, erkannte früh die Möglichkeiten des neuen Mediums der Fotografie. So illustrierten Fotos schon bald viele Artikel in den von Ricordi herausgegebenen Musikzeitschriften „Musica e Musicisti“ und „Ars et Labor“. Sie trugen dazu bei, dass der Mailänder Musikverlag über Jahrzehnte den gesamten italienischen und vielfach auch den europäischen Musikdiskurs bestimmte. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden der zunehmend populären Technologie- und Kunstform der Fotografie auch eigene Artikel in den Zeitschriften gewidmet. Dieser Diskurs ging einher mit der Entwicklung moderner Marketing- und Vertriebsstrategien, die dem Visuellen einen größeren Raum einräumten und neue Möglichkeiten außerhalb des verlegerischen Kerngeschäfts schufen. So gründete Giulio Ricordis Bruder Giuseppe (1853–1902) im Jahr 1881 zusammen mit dem Fotografen Leonida Pagliano das Studio Pagliano & Ricordi, und auch Giulios Sohn Manolo war fasziniert von der Fotografie.
Die Sammlung, deren früheste Bilder aus den Anfangstagen der Fotografie Mitte des 19. Jahrhunderts stammen, zeigt zum einen die Stars der italienischen Opernszene. Neben Fotos von Komponisten wie Giuseppe Verdi und Giacomo Puccini gibt es auch Bilder der weltberühmten Sopranistin Romilda Pantaleoni als erste Desdemona oder der Schauspielerin Sarah Bernhardt als Tosca di Sardou, die Adolf Hohenstein zu den Kostümen und auch dem berühmten „Tosca“-Poster inspirierte. Zum anderen enthält sie Postkarten, Carte-de-visites, Sammlereditionen sowie Fotos von Bühnenbildern, Kostümen und Aufführungen. Insbesondere diese Aufnahmen erlauben einen detaillierten Einblick in die Vergangenheit großer Opernhäuser und geben wertvolle Hinweise auf die Aufführungsgeschichte vieler bis heute gefeierter Opern.
Anhand der Geschichte der Fotografie im Archivio Ricordi lässt sich zugleich die Entwicklung bedeutender Fotostudios nachzeichnen, die in den Jahrzehnten um die Jahrhundertwende eine Blütezeit erlebten. Im Archiv werden Fotos von über 900 Fotostudios und Verlagen bewahrt, hauptsächlich aus Italien (z. B. Pilotti & Poysel, Varischi & Artico oder Achille Ferrario), aber auch aus anderen Ländern (z. B. Disdéri und Félix Nadar aus Frankreich sowie Ross Verlag, Louis Held, Albert Meyer, Hermann Leiser aus Deutschland). Neben den frühen Fotos enthält die Kollektion auch zahlreiche Aufnahmen aus dem 20. Jahrhundert, wie etwa das charismatische Porträt von Maria Callas während der ikonischen Aufnahme von „Medea“ in der Mailänder Scala im Jahr 1957 oder Bilder moderner Komponisten wie Franco Donatoni, Luigi Nono oder des kürzlich verstorbenen Sylvano Bussotti.
Das Archivio Storico Ricordi, das seit 1994 zu Bertelsmann gehört, gilt als eine der weltweit wertvollsten Musiksammlungen in privater Hand. In seinem Bestand befinden sich gut 7.800 Originalpartituren von mehr als 600 Opern – darunter wertvolle Originalhandschriften von Giuseppe Verdi und Giacomo Puccini – sowie rund 10.000 Libretti, zahlreiche Kostümzeichnungen sowie die komplette Geschäftskorrespondenz der Casa Ricordi von 1888 bis 1962. Bertelsmann lässt die Archivalien umfassend katalogisieren, vielfach auch restaurieren sowie digitalisieren.
Der internationale Medien-, Dienstleistungs- und Bildungskonzern engagiert sich seit Jahren auf vielfältige Weise im kulturellen Bereich, national wie international. Die „Culture@Bertelsmann“-Aktivitäten umfassen dabei Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und das Literaturformat „Das Blaue Sofa“, aber auch den Einsatz für den Erhalt des europäischen Kulturerbes wie etwa beim Ricordi-Archiv. Als Unternehmen mit langer eigener Filmgeschichte setzt sich Bertelsmann zudem für die Restaurierung, Digitalisierung und Aufführung bedeutsamer Stummfilme ein.
Weitere Informationen über das Ricordi-Archiv finden Sie unter www.archivioricordi.com
und www.bertelsmann.de
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Über Bertelsmann
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